Schlecht gereimte Gedankenvon Alina Mollay
Was tu ich hier?
Wie kam ich hier her?
Was mach ich hier?
Irgendwer, irgendwer
Mochte meinen Text.
Ich habe geschrieben
Geschrieben, gereimt,
nur aus Spaß,
das war schon was.
Ein bisschen Fliegen,
ein bisschen Maus,
und aus.
Mehr war es nicht,
aus meiner Sicht.
Aber es scheint,
irgendwer mochte meinen Text.
Jetzt bin ich im Finale.
Ha, das ich nicht lache,
das ist so eine Sache,
was soll man da schreiben?
Noch mehr schreiben,
besser schreiben,
etwas vorantreiben,
nur wie?
Und noch dazu,
nicht zu viel Hoffnung,
das erste Mal,
im Finale.
Aber Gewinnen ist egal.
Ich mach das zum Spaß,
ich erzähl euch mal was:
Ich bekam die E-Mail,
sie schien vom Bildschirm hell
Der Betreff FinalistInnen-Info
Schaute mich an
wie es nur ein solcher Betreff kann.
Hüpfte förmlich heraus
aus dem Bildschirm so.
FinalistInnen-Info.
Ich dachte es wäre ein Versehen,
wie sollte das gehen?
Ha! Ein Kindergedicht?
Wirklich?
Das kann nicht sein.
Ich hüpfte wie wild,
musste mich anstrengen,
nicht zu laut zu schreien,
um niemanden zu erschrecken,
die Nachbarn nicht zu wecken.
Alles ist gut,
das nenne ich Entenanmut.
Ein Neologismus, selbst erfunden.
Er drückt aus den Witz
Von Unerwartetem, Schrägem.
Die Absicht anzuecken.
Nicht dazu zu passen, zu erschrecken,
überraschen.
Die Anderen
Ruhig komisch schauen lassen,
dabei lachen,
ich mach meine Sachen.
Ich merk schon, ja.
Ich schweife ab,
entschuldige, wo war ich grad?
Ich ging zum Eröffnungsevent,
schließlich.
Langsam glaubte ich es doch.
Haha, im Finale,
Wohin führt das noch?
Ich bin nicht raus,
danke einer fliegenden Maus,
namens Cholerika.
Haha.
Echt gut für mein Ego.
Stopp.
Bla bla bla,
was red ich daher.
Immer mehr, immer mehr
Schlecht gereimte Unwahrheiten,
dahingeschleimtes Geplapper,
Geschnatter, Gedanken,
Bla bla bla
Schon klar.
Stopp damit.
Da kommt nichts mehr raus.
Jedenfalls nichts besseres,
als Cholerika die Maus.
Außerdem
komm ich mir schlecht vor,
wenn ich die Maus vergesse,
ist sie doch etwas ähnliches,
wie eine treue Freundin.
Fiktionale Freundin, ja.
Aber immer da.
Für mich
hat das einen Sinn.
Cholerika ist meine Freundin.
Und Freunde vergisst man nicht.
Das ist eine Pflicht.
Man vergisst seine Freunde nicht,
egal, wo sie sind.
Ob sie in den Wolken fliegen,
oder in Russland liegen.
Gerade mit dir in eiskaltes Wasser springen,
bei 5 Grad und Regen.
Oder nur woanders Latein lernen.
Mein Schicksal ohne meine Freunde
läge in den Sternen.
Und das ist auch der Grund,
wieso ich weiter über Cholerika schreibe.
Und über ihre Reise.
Die Maus fliegt hoch, die Maus fliegt schnell,
Der Wind trägt sie geschwind,
Am Himmel scheint der Mond schon hell,
ins Bett geht jedes Kind.
Cholerika ist eh schon groß,
sie muss nicht schlafengehn,
ein Ziel hat unsere Freundin Maus,
sie wird es nicht verfehlen.
Der Wald wo sie einst wohnte,
der liegt längst hinter ihr.
Wolkenkratzer, hohe,
erscheinen nun dafür.
Aus eisesfeuchtem Nebel,
und städtegrauem Dunst.
Die Dachspitzen erhebend,
scheint wie moderne Kunst.
Der Schimmer dieser Stadt,
beeindruckt Maus Cholerika,
Das Wissen sie nicht hat,
um Licht aus Strom, naja,
woher denn auch?
Sie lebte im Wald.
Sie ist eine Maus.
Man muss aber sagen, Halt.
Eine sehr gebildete Nagerin,
studiert Bücher zum Spaß,
anerkannte Astrophysikerin,
das ist schon was.
Doch städtische Umgebung
Und städtisches Licht
Hochhäusererhebung,
nein, sowas kennt sie nicht.
Drum ists ein Abenteuer,
sie packt nicht was sie sieht,
riesige Ungeheuer,
und schau, dort drüben zieht
ein Stahlvogel vorbei.
Noch größer als ein Baum,
unglaublich groß, oh nein.
Die Maus, vor lauter Staunen,
Sie merkt es nicht,
Es passiert durch den Wind,
rasend schnell, er bricht,
der linke Flügel, nun sind
die tragenden Kräfte
nicht mehr ausgewogen.
Und schnell und heftig
stürzt die Maus zu Boden.
Die Zeit, sie zieht sich,
Cholerika, wie gelähmt,
das ist doch nicht möglich,
so endet das Geschehen?
Sie will noch nicht gehen!
Das Abenteuer fängt grad erst an,
es gibt noch viel zu sehen,
sie muss zeigen, was sie kann!
Doch gegen die Schwerkraft
Ist Cholerika machtlos,
wenn sie nur kaputte Flügel hat,
was soll sie dann tun bloß?
Also lässt sie sich fallen,
macht die Augen zu,
doch bei dem allen,
gibt ihr Kopf keine Ruh,
er schreit, laut und böse
Lass das nicht zu!
Sieh es als Aufgabe, und die löse!
Sofort sind die Augen wieder offen,
die Maus stürzt zwar schnell,
wie vom Blitz getroffen,
doch in dem Moment, hell,
sieht sie es aufblitzen,
Ein Kanalgitter,
mit sehr breiten Schlitzen.
Die Vorstellung ist bitter,
in Scheiße zu fallen,
gar nicht angenehm,
und vor allem,
muss sie es immer noch überleben…
Doch den Versuch ist es wert,
mit den Resten der Flügel,
der Wind es erschwert,
zusteuern auf den Hügel,
aus Pflastersteinen,
auf dem das Gitter liegt,
man könnte fast meinen,
dass die Maus wieder fliegt.
Ein bisschen bremsen geht,
durch das Gitter schlüpft die Maus,
sie hat es nicht verfehlt,
Im Dunkeln kommt sie raus.
Und mit Riesenplatsch
Und Riesengestank,
landet im Wassergatsch
sie und rudert mit Hand,
und Fuß und was geht,
bis zur Erschöpfung,
bis sie endlich steht,
na gut, zur Wahrheit gezwungen,
eher liegt als steht.
Am Ufer der Brühe,
Aber: Sie lebt!
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