Der ewige Kreis
Es fängt schon von klein auf an.
Alle reden auf dich ein,
sei dies, sei das,
sei alles bloß nicht du selbst.
Mädchen lieben pink,
Jungs mögen blau.
Mädels haben ihre Puppen,
Buben spielen mit militärischen Truppen.
Wenn Mädchen mit Autos spielen, ist es cool.
Doch Jungs mit Barbies, dass wäre sofort „schwul“.
Selbstbewusstsein bei Kindern?
Diese werden Eltern immer unbewusst mindern.
Mit kleinen Bemerkungen und Sticheleien,
„Mach das anders!“, „So geht’s aber besser!“, „Willst du das wirklich noch essen?“, „Iss mal mehr!“
schrumpfen sie die Identität ihrer Kleinen immer weiter ein.
Bei Teenagern ist es nicht anders,
sie hören recht selten „Du kannst das!“.
Die Selbstzweifel werden immer schlimmer,
sie sitzen den ganzen Tag nur verzweifelt in ihrem Zimmer.
Denken das sie es nicht schaffen,
etwas zu hinterlassen, oder zu erschaffen.
Wollen doch nur dass ihre Eltern einmal stolz auf sie sind
und dass der ständige Schmerz endlich ein Ende nimmt.
Jugendliche wachsen zu jungen Erwachsenen heran,
geben mit ihrem scheinbar perfekten Leben an.
Dabei wissen sie nicht wie sie die nächste Mieterhöhung stemmen sollen,
am liebsten würden sie von diesem ganzen Kram nichts mehr wissen wollen!
Wünschen sich zurück in ihr Kinderzimmer,
damals war die Welt noch voller Glimmer.
Jetzt sitzen sie in irgendeinem Hörsaal oder auf der Arbeit fest
und wünschen viel zu vielen Leuten die Pest.
Um das Alles für ein paar Stunden zu vergessen
lauschen sie an freien Abenden den lauten Bässen.
Die Partys sind nun aus.
Jetzt bleiben sie nur mehr zuhaus.
Schauen auf ihre eigenen Kinder
und der Wunsch etwas zu bewirken wird immer schlimmer.
Wollen für ihre Sprösslinge nur das Beste,
schmeißen zum ersten Geburtstag schon viel zu große Feste.
Stecken sie in teure Markenkleidung,
dabei wäre das nie ihre eigene Entscheidung.
Damals mit vier war das Einzige, was sie wollten Spaß,
doch jetzt dürfen ihre Kinder nicht einmal mehr ins nasse Gras.
Sie werden selbst, zu dem was sie früher immer so verabscheut hatten.
Helikoptereltern die den Weg ihrer Kinder kontrollieren
und nie die Kontrolle verlieren
Bis der Nachwuchs dann ganz von selbst das Nest verlässt.
Nun sitzen sie allein in ihrem Garten,
und können es kaum erwarten,
bis die kleinen Füße ihrer Enkel über den Rasen trappeln,
oder sie unter einer Kitzel Attacke ihres Opas zappeln.
Doch diese kommen nur selten vorbei,
meistens nur kurz für ein Überraschungsei.
Nach einmal blinzeln sind die Enkelkinder groß geworden
und mit dem Alter wachsen die Sorgen.
Hat man alles richtig gemacht,
hoffentlich oft genug gelacht,
man überlegt, ob man etwas hinterlassen hat,
vor dem Tor der Himmelsstadt.
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