Ende offen?
Ich habe keine Hoffnung mehr. Jeden Morgen aufzustehen scheint mir die größte Qual zu sein, vor allem, weil ich weiß, dass sich nie etwas ändern wird. Es kann nur schlimmer werden, ein Leben lang. Gibs auf, bleib bei dem, was du gerade machst, denn alles andere ist nur noch schwieriger. Gibs zu, du kommst hier nicht raus. Kein Entkommen aus diesem System. Vor dem Abgrund, der mir entgegen winkt. Lass mich doch raus aus dieser Hölle. Und wenn das hier für mich schon die Hölle ist, wie geht es dann erst den anderen, die nicht so viel Glück hatten wie ich? Ich drohe an meiner Verzweiflung zu ersticken. Ich werde gejagt von all diesen Worten, Geld, Leistung, du musst, kein Ende, dabei will ich doch einfach nur schlafen. Mich selber verlassen. Auf Biegen und Brechen alles vergessen. Die Schmerzen der letzten Jahre hinter mir lassen und einfach nur leben, ohne zu denken.
Leben ohne zu vergeben. Wann wird das Leben endlich so, wie ich es gerne hätte. Nie, nie, nie, schallt es aus allen dunklen Ecken. Das kannst du vergessen. Gib dich geschlagen, es ist schon zu lange Abend. Noch immer nicht genug gesagt, aber mir gehen die Worte aus. Ich weiß nur, dass ich dir nicht mehr vertraue. Du bist ich, ich bin du und beide sind wir nicht genug. Vielleicht werden wir bis ans Ende einfach nur Schweigen. Uns einander nie verzeihen.
Vielleicht wird der Tod uns das geben, was wir vom Leben nie bekommen haben.
Das Leben ertragen. Mehr erwarten wir uns nicht. Früher vielleicht, heute wissen wir es besser.
Ich dachte, ich schaffe es mehr als 15 Minuten, bevor die Hoffnungslosigkeit wieder eintrifft. Inzwischen ist mein Mangel an Hoffnung wie ein alter Freund, den man alle Jahre wieder sieht. Ein Leuchten aus der Vergangenheit. Der verzweifelte Versuch, die Dunkelheit nicht überhand nehmen zu lassen. Der Schimmer in der Ferne, den ich sehe, wenn ich mich wirklich anstrenge.
Zurück in einer Situation, in der ich nie wieder sein wollte. Manchmal kommt man einfach nicht davon. Ein Leben lang nicht. Und wenn es wirklich so ist, wie ich es beschreibe, dann ist es wohl das Beste, nicht allzu lang zu Leben.
Wenn du keinen mehr hast, der sich etwas von dir erwartet, der dich liebt, bist du dann endlich frei? Weg von all den Konsequenzen und all den Sorgen, die sich deine Eltern machen würden? Frei zu tun, was du dich früher nie zu tun getraut hast. Fehler begehen und dich dabei köstlich amüsieren.
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