Kein Ende 1
Ein neuer Tag, ein neuer Tatort, ein neues Opfer. Ich seufze und nehme mir einen weiteren Donut. Ich esse gerne wenn ich gestresst bin und im Moment würde ich liebend gerne schreien, etwas kaputt machen, weinen, aber ich bin bei der Arbeit. Deshalb schlucke ich meine Wut runter. Meine Trauer. Aber es bleibt mir im Hals stecken. Meine Hände fangen unkontrolliert an zu zittern und jeder Herzschlag fühlt sich wie ein Stich ins Herz an. Ich bekomme kaum Luft und kralle mich in mein Hemd. Ich kann nichts mehr denken, in meinem Kopf herrscht eisige Stille. Mein Umfeld ist verschwommen. Die Angst hat sich, wie ein Parasit, in meinem ganzen Körper ausgebreitet. Ich kann nicht mehr. Tränen laufen ungestört meine Wangen hinunter und ich fange an zu schluchzen. „Ich war das nicht”, rede ich mir ein. Immer und immer wieder. Nur funktionierte das leider nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Jedes Mal, wenn ich meine Augen schließe, sehe ich immer dieselbe Szene. Das viele Blut, das auf meinen Händen klebt. Die Laute Stille, die meine Ohren fast platzen lässt. Das blutige Küchenmesser in meiner Hand. Aber ich war es nicht. Das war nicht ich. Mein Kopf ist kurz vom Platzen und ich sehe schwarz.
Ein neuer Tag, ein neuer Tatort, ein neues Opfer. Ich weiß nicht, wie ich gestern nach Hause gekommen bin, aber ich bin unschuldig. Vielleicht, wenn ich mir das weiterhin einrede werden die Schreie in meinem Kopf endlich verstummen.
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